Atemkunst – Pranayama

Atem berührt – innen

Mit dem Atem kommt ein Stück „Außen“ nach „Innen“. Wir berühren uns mit dem Atem in unserem Inneren. Das ist uns kaum bewusst. Wir atmen einfach und wir Glück haben, kann unser Körper das sehr gut. Aber viele körperliche und seelische Prozesse und Zustände können den Atemfluss verändern. Nicht immer zum Positiven.

Wenn wir zur Ruhe kommen, haben wir vielleicht etwas Zeit um zu spüren und um zu beobachten:
Wie spüre ich den Atem überhaupt? In der Nase? Im Rachen? In der Kehle? Im Bauch?

In vielen Lehren gibt es Atem-Anweisungen. Im Yoga gibt es die Kunst des „Pranayama“, die Kunst den Atem zu lenken. Wobei, meiner Meinung nach, ein weit wichtiger Faktor die Kunst „den Atem wahrzunehmen und sein zu lassen“ ist.
Im Pranayama geht es weniger um körperliche Fähigkeiten, wie die sehr bekannte Wechselatmung sehr langsam auszuführen o.ä.
Pranayama ist auch die zarte Vibration des Atems zu spüren und sich von dieser Schwingung subtil berühren zu lassen.

R. Sriram drückt es so aus: „… vielmehr bestimmt die Empfindsamkeit gegenüber der Luft und die konstante Begleitung der Luft durch die Wahrnehmung, ob sich eine solche Subtilität ergibt….“

aus: „Das Geheimnis des Atmens“ von R. Sriram

Pranayama:
Prana wird die Lebensenergie genannt. Sie ist immer und überall vorhanden.

Wir nehmen sie mit der Atemluft auf. Solange Prana in uns fließt, leben wir.
Ayama bedeutet: strecken, ausdehnen, zum freien fließen bringen.
Es geht also darum, den Atem und damit die Lebensenergie auszudehnen und frei fließen zu lassen.

Was muss nun geschehen, dass die Atmung wieder entspannter sein kann?
Denn das finde ich das wichtigste Ziel. Die Antwort wäre ganz einfach:
Lassen wir uns in Ruhe und entspannen uns mal. Nichts leichter als das, oder?

Erste und wichtigste Übung ist das Spüren des Atems, so wie er jetzt ist.
Den Atem einfach sein lassen. Glaub daran, dass dein Körper atmen kann, er vergisst es nur manchmal. Lass Deinem Körper Zeit, sich wieder zu erinnern.

Und hier sind wir wohl bei der schwierigsten Übung: sitz einfach still. Keine Musik, kein Handy, nichts. Vielleicht eine Kerzenflamme in die man schaut. Das reicht.
Lass deinen Geist einfach frei, er soll denken was er mag, wenn er wenig Aufmerksamkeit bekommt, beruhigt er sich schon.

Im Yoga und in der Meditation reden wir immer davon: „ den Geist zur Ruhe zu bringen“ Das soll nicht heißen, dass wir nicht mehr denken sollen. Das geht auch gar nicht.
Wir können üben, den Gedanken nicht mehr so viel Gewicht beimessen.

Am Beginn der Meditation, wird der Geist/das Gehirn und ablenken. Stellen wir es uns als Wesen vor, das fürchtet zu kurz zu kommen. Nicht mehr alle Aufmerksamkeit zu bekommen – es probiert alles aus: Einkaufslisten, Probleme die vielleicht gar keine sind, Schmerzen, jucken, Ungeduld…. das Kopfkino versucht uns von der Ruhe fernzuhalten und uns dazu Geschichten zu erzählen. Irgendwann beruhigt sich auch das. Dann wird es ruhiger im Kopf.

Heinz Erhardt: „Glauben Sie nicht alles was Sie denken!“

Was ist nun richtig oder falsch?

Nun lässt sich die Frage mit „Sowohl als auch“ beantworten. Ich bin der Meinung, dass Atem so vielseitig ist und sein muss, wie die Anforderungen die im Leben an uns gestellt werden. Es wäre ja fatal, wenn wir laufen gehen, es eilig haben und nur ganz ruhig atmen könnten. Der „richtige“ Atem ist richtig hinsichtlich der Situation.
Er muss also passend sein.
Keine Atemtechnik passt immer und ist immer richtig.

Allerding gibt es schon ein paar Empfehlungen, wie zum Beispiel durch die Nase zu atmen. Dazu gibt es demnächst einen eigenen Blog-Artikel.

Engin_Akyurt/Pixabay

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